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Schlafapnoe – die schleichende Krankheit bis zum Tod

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Ein typisches Szenario für Schlafapnoe

Bei Kurt S. (Name geändert) wurde das Leben immer mühsamer – Schlafapnoe konnte die Ursache sein. Morgens kam er nicht mehr aus dem Bett. Er war am Mittag schon wieder so müde, dass er ins Bett gehen hätte können. Er brauchte einen Mittagsschlaf von mindestens einer Stunde um den Rest des Nachmittags arbeiten zu können. Abends wäre er am liebsten schon um Acht ins Bett gegangen. Er wurde immer dicker obwohl er nicht mehr ass als sonst. Er bekam Hautausschläge und wenn eine Grippe im Anmarsch war, wusste er, er würde sie als erster bekommen. Sein Immunsystem war am Ende. Er versuchte Sport zu machen, ging ins Fitnessstudio, ging Walken, Wandern, Laufen aber alles half nichts, er wurde nicht fitter. Im Gegenteil, je mehr er sich anstrengte desto schlimmer ging es ihm. Zum Schluss, musste er sich nach fünfhundert Metern Laufen auf eine Bank setzen und mindestens zehn Minuten warten, ehe es weiter gehen konnte. So schlaff war er. Die Batterie war am Ende. Er dachte, dass sei der Lauf der Dinge. So sei es eben, wenn man alt würde.

Natürlich ging er regelmässig zum Hausarzt und liess sich untersuchen, aber alle „Standard“-Werte waren in Ordnung. Er, der Arzt, seine Familie, Freunde und Kollegen konnten sich keinen Reim daraus machen. Eine ernsthafte Erkrankung lag nicht vor und es gab auch keine weiteren Hinweise auf eine ernsthafte Krankheit. Die Empfehlung war Sport zu treiben, an die frische Luft zu gehen und sich gut und kalorienarm zu ernähren. Vermutlich ging das so über zwanzig bis dreissig Jahre.

Dr. Zufall oder wie die Krankheit entdeckt wurde

Wie der Zufall es so wollte – Kurt S. hat einen Führerschein für Lastwagen – musst er deswegen zu einer amtsärztlichen Untersuchung. Alle zwei Jahre werden Inhaber von Führerscheinen für Lastwagen, ab einer bestimmten Stufe des Führerscheins und Alter des Fahrers, untersucht um eventuelle Gefahrenquellen auszuschliessen. Dabei wird der Blutdruck untersucht, die Reaktionsfähigkeit, die Sehkraft und andere wichtige Dinge. Unter anderem wird auch systematisch die Frage zu „Sekundenschlaf“ oder „Müdigkeit“ gestellt. Als der Arzt die Antworten notierte, wurde er hellhörig. Die Angaben deuteten auf ernste Probleme hin. Wenn ein Lastwagenfahrer wegen Müdigkeit einen Sekundenschlaf hat, kann das fatale Folgen mit Todesfolge haben. Wir kennen alle die schlimmen Nachrichten, wenn wieder einmal ein Lastwagen auf ein Stauende aufgefahren ist. Dann kann auch ein Sekundenschlaf schuld sein. Bei dem Amtsarzt läuteten alle Glocken.

Der Arzt schlug eine genaue Untersuchung in einer pneumologischen Abteilung eines Krankenhauses vor, denn er vermutete bereits etwas in Richtung schlechter Sauerstoffversorgung durch die Lunge. Das muss nicht etwas mit Schlafapnoe zu tun haben, es kann aber. Für Müdigkeit und Leistungsschwäche können viele Ursachen in Frage kommen, aber  nach der Analyse war es die einzige sinnvolle, weitere Untersuchung.

Desaströse Werte in der Pneumologie

Kurt S. bekam, nach einer Basisuntersuchung in der Pneumologie, ein Gerät mit nach Hause, dass er nachts tragen sollte. Eine Nacht reichte – vorläufig – aus um die Werte zu erfassen und „Schlafapnoe“ zu diagnostizieren. Die Sauerstoffsättigung des Blutes von Kurt S. viel nachts teilweise bis auf einen Wert unter 60 %. Patienten die in Notfallstationen behandelt werden, werden ab einer Sättigung von nur 80 % bereits mit Sauerstoff notbeatmet! Der behandelnde Arzt meinte, ab einem Wert von 58 % wird ein Patient, der auf einem OP-Tisch liegt, als klinisch tot betrachtet. „Sie waren also fast jede Nacht in den letzten Jahren, dem Tod näher als Sie glauben“ sagte er.

Sauerstoffsättigung des Blutes bei 58 %

Eine gesunde Sauerstoffsättigung des Blutes liegt bei einem gesunden Menschen mittleren Alters zwischen 90 und 99 %. Nach näherer und längerer Untersuchung hatte Kurt S. im Schlaf über lange Zeit Atemaussetzer von bis zu 2.5 Minuten und diese in Abständen von wenigen Minuten. Man kann also sagen, Kurt S. wurde nachts oft drei bis vier Stunden nicht richtig mit Sauerstoff versorgt. Es ist ein Wunder, dass er das so lange ausgehalten hat. Andere, mit anderer Konstitution, wären schon viel früher mit schrecklichen Symptomen geplagt worden. Wenn sie nicht an einer der vielen Folgekrankheiten von Schlafapnoe gestorben wären.

Was für Gründe gibt es?

Zu Schlafapnoe geistern viele Vorurteile im Raum herum. Manche meinen Schnarchen sei der Grund, andere deuten das Übergewicht und wieder andere einen extravaganten Lebensstil für die Ursache. Selbst in Fachartikeln geistert immer wieder das „Übergewicht“ als Grund herum. Der Patient sei selber schuld, weil er über die Massen esse, ungesund esse oder einen überborden Lebensstil führe. Das das Übergewicht auch durch Schlafapnoe entstehen kann, wird ausser acht gelassen. Das typische Henne – Ei – Problem.

Kombination aus Stress, seelische Belastungen und körperlicher Konstitution

Oft ist der Grund für die Atemnot eine Kombination aus verschiedenen Dingen. Der Durchgang im Halsbereich, da wo die Mandeln bzw. das Zäpfchen sitzen, verengt sich nachts beim Liegen so, dass nicht genug Luft durch die Atemröhre in die Lunge kommen kann. In dem meisten Fällen geht man davon aus, dass „altersbedingt“ die Muskeln der Zunge und dem Rachenbereich langsam über die Jahre erschlaffen und dann nach hinten in den Rachen drücken. Sicher, Übergewicht kann das verstärken. Aber genau so gut Alkoholmissbrauch, Stress oder entzündete Mandeln. Es kann eben auch genau anders herum sein. Ein Patient der eine lang anhaltende unbemerkte Halsentzündung hatte und dadurch die Schlafapnoe auslöste, wird durch die Schlafapnoe weiter geschwächt, wodurch sich seine Halsentzündung noch mehr verschlimmerte. Also eine Spirale nach unten. Das folgende Übergewicht ist eine Reaktion auf die Schlafapnoe.

Vorurteile stigmatisieren die Patienten

Nichts oder nur wenig von den Vorurteilen ist wahr. Kurt S. war in seiner Jugend schlank und rank. Er trieb Sport und war total fit. Erst als er so richtig in das Berufsleben eintauchte und Kariere machte, so um die 35 Jahre, wurde er immer träger und dicker. Obwohl er nach 60-70 Stunden Arbeit immer noch Sport trieb. Vor allem der Stress im Beruf liess ihn Nachts immer schlechter schlafen. Dazu kamen noch private Umstände die Sorgen bereiteten.

Stress und Sorgen

Im Nachhinein wird vermutet, dass der Stress und die Sorgen der Auslöser für den schlechten Schlaf waren – erst dadurch kam die Schlafapnoe. Er selber merkte aber davon nichts. Er hatte das Gefühl gut geschlafen zu haben. Und so konnte sich die Krankheit systematisch und schleichend entwickeln. Hätte man damals eine Untersuchung gemacht, hätte man wohl die Anzeichen erkennen können. Es ist symptomatisch für heutige Diskussionen über solche Themen, dass die Betroffenen immer selber für die Umstände verantwortlich gemacht werden, aber nie das System in dem sie leben. Eine routinemässige Vorsorgeuntersuchung über den Sauerstoffgehalt im Blut beim Schlafen würde wohl viele Krankheiten aufdecken – und Schlafapnoe ist sicher eine Krankheit mit vielen ernsthaften Folgekrankheiten.

Die nächtliche Routine des Körpers wird unterbrochen

Der unbemerkt schlechte Schlaf hat dazu geführt, dass die Körpersysteme nicht mehr richtig funktionierten. Die nächtliche Ruhe und gesunder Schlaf ist existenziell wichtig für alle Abläufe die im Körper für die Nacht notwendig sind. Nachts wird das im Körper verarbeitet, was wir tagsüber zu uns nehmen. Gedanken, Probleme, seelisch wie auch das Essen. Wenn der Körper nicht richtig mit Sauerstoff versorgt wird, kann das Essen nicht richtig verdaut werden.

Nährstoffaufnahme gestört, Notfallplan aktiviert, führt zu Übergewicht

Der Körper bekommt nicht genug Nährstoffe und fällt in einen Notfallplan. Der Notfallplan sieht vor, dass der Körper so viel aufnehmen muss wie er nur kann. Das heisst auch, dass er sich Reserven zulegt und fett wird. Die nicht verarbeiteten psychischen und seelischen Probleme führen zu immer mehr Stress. Auf Stress reagiert der Körper noch mehr mit Notfallplänen, die weitreichende Folgen haben. Die Folgen sind oft Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz. Das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall ist erhöht. Einer Studie zufolge (iDOC) seien 65 Prozent der Menschen, die an einem plötzlichen Herztod sterben, Schlafapnoe-Patienten. Deshalb wird Schlafapnoe auch für viele Herzkreislauferkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich gemacht. Schlafapnoe verändert auch unser Gehirn, die Art wie wir denken und fühlen. Psychische wie Physische Krankheiten sind oft weitere Folgen. Aber bei ihrer Diagnose wird oft nicht an Schlafapnoe gedacht.

Schlafapnoe ist ein Syndrom mit verschiedenen Ursachen

Das Schlafapnoe-Syndrom wird in verschiedene Ursachen und Gründe unterteilt. In Deutschland leiden zwischen 4-5 % der Menschen unter Schlafapnoe, dass sind rund 800’000 Menschen. Häufig betroffen sind Männer zwischen 30 und 60 Jahren. Aber auch Frauen nach der Menopause trifft es. 12 % aller Verkehrstoten werden auf Schlafstörungen zurück geführt. Man sollte sie wirklich ernst nehmen.

An wen soll ich mich wenden, wenn ich denke ich leide unter Schlafapnoe?

Menschen mit Verdachtsmomenten können sich in der Schweiz an die Lungenliga oder ihren Hausarzt wenden. In Deutschland wendet man sich am besten an die BSD Selbsthilfe oder den Hausarzt. In Österreich ist der SSOE ein guter Ansprechpartner oder auch wieder der Hausarzt. Wenn Sie den Verdacht haben unter Schlafapnoe zu leiden, fragen sie aber erst einmal ihren Partner, Freunde oder Kollegen ob sie schnarchen. Meist hat oder hätte er ihnen eh schon davon erzählt. Warum ich das schreibe, es gibt zur Zeit einen regelrechten Ansturm auf Hilfezentren zu Schlafapnoe. Und diese sind mit Anfragen und Tests meist überlastet. Jeder der nur ein bisschen Schwierigkeiten mit dem Atmen hat, geht nun dort hin und lässt sich testen. Die richtigen Patienten bekommen so oft keinen Termin. Man sollte also verantwortungsbewusst abwägen ob man wirklich meint Schlafapnoe zu haben. Checken Sie vorher unseren Fragebogen:

Haben Sie folgende Symptome

Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Atemaussetzer im Schlaf
  • starkes Schnarchen
  • Tagesmüdigkeit / Erschöpfung
  • Konzentrationsstörungen

Gehören Sie zu den Risikogruppen

An Schlafapnoe erkrankt vor allem wer:

  • übergewichtig ist und einen grossen Halsumfang hat
  • enge Stellen im Nasen-Rachen-Raum hat
  • viel Alkohol trinkt, vor allem am Abend
  • regelmässig raucht
  • Schlaf- oder Beruhigungsmittel einnimmt
  • Verwandte mit Schlafapnoe-Syndrom hat
  • männlichen Geschlechts ist

Wenn Sie mindestens je drei dieser Faktoren (Symptome / Risikogruppe) auf sich beziehen können, könnten Sie unter Schlafapnoe leiden. Sie sollten dann einen Test durchführen. Dazu bekommt man ein Gerät mit nach Hause, dass man sich nachts beim Schlafen umziehen muss. Und am nächsten Tag können die Werte der Nacht vom Experten ausgelesen werden. Schnell ist dann klar ob eine Therapie angesetzt werden muss oder nicht.

Weitere Informationen und Produkte oder Bücher zu dem Thame finden Sie hier: Schlafen !

Der Beitrag Schlafapnoe – die schleichende Krankheit bis zum Tod erschien zuerst auf spas-guide.


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